Samstag, 29. Januar 2011

Arabische Träume – Mehr als ein Volk

Die Menschen in Tunesien, Ägypten oder Jemen demonstrieren. Sie wehren sich gegen Bevormundung und Unterdrückung. "Der Aufstand", schreibt die Süddeutsche Zeitung heute, "begann im Netz. Ohne Führer. Ohne Gesicht." Die Wut in den arabischen Staaten richte sich nicht gegen Amerika und den Westen. Sie richte sich gegen die heimischen Unterdrücker, die es versäumt haben sich auf das 21. Jahrundert und die Globalisierung einzulassen – auf die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung. Mit ihrer Wut haben die mutigen Demonstranten den Westen überrascht.

Die meist jungen Menschen haben es satt, die Accessoires des Aufstiegs in TV-Soaps zu bewundern, während sie sich selber keine Hochzeit leisten können. SIe wollen etwas Besseres essen, mehr als das Allernötigste, ihre Kinder auf gute Schulen schicken, eine Beufschance bekommen. Und: "Tief enttäuscht vom Westen und seinen Versprechungen halten sie jetzt ihre eigene Kultur hoch. Und die ist nun einmal in weiten Teilen islamisch."  (Thomas Avenarius in der SZ).

Die arabischen Nationen stehen vor einem Umbruch. Die Zukunft ist ungewiss. Wohin diese führt? Hoffentlich, zu einem Perspektivwechsel im Westen und in den arabischen Staaten zu Freiheit und Menschenrechten.


Sonntag, 23. Januar 2011

Ein Veteran mobilisiert: Empört euch!


Wann haben wir uns zuletzt richtig empört? Gute Frage. Erst die Tage sagte ein Geschäftsmann, er würde niemals auf migmag inserieren, denn dann bekäme er keine Kunden mehr: "Die sind hier alle doch rechtsnational." Und wo ist Ihre Zivilcourage? Ein Lächeln. Wir erschraken.

In Frankreich ist derzeit ein 3 EUR- Heftchen mit dem Titel "Empört euch!" der Renner in den Buchläden und einigen Supermärkten. Die Auflage nähert sich der Million. Den Aufsatz hat Stéphane Hessel geschrieben, ein 93-jähriger Veteran der Résistance. Der temperamentvolle Greis wiederholt darin, was er in öffentlichen Auftritten lächelnd, mit entwaffnender Fröhlichkeit und, man muss es staunend feststellen, sprühendem Elan in einer Weise vertritt, dass ihn Jung und Alt anhimmeln: nämlich dass keine Macht und kein Gott dem Individuum die Verantwortung abnehmen, sich zu engagieren.

Hessel bezieht sich auf Sartre, den er 1939 in Paris kennengelernt hatte: Jeder ist, als Einzelner, verantwortlich. Und erst im Engagement schafft sich das Individuum selbst. Hessel fährt fort: »Die schlimmste aller Haltungen ist die Indifferenz, ist zu sagen: ›Ich kann für nichts, ich wurschtel mich durch.‹ Wenn ihr euch so verhaltet, verliert ihr eine der essenziellen Eigenschaften, die den Menschen ausmachen: die Fähigkeit, sich zu empören, und das Engagement, das daraus folgt.«

Schauen wir hin, empören wir uns!

Dienstag, 11. Januar 2011

Asyl: Ein Wort in vielen

Eine hellbunte Luftballonschlange schmiegt sich quer an die Wohnzimmerdecke. Geburtstagsreliquien. Die drei Jungs der Familie Mohammad sind zwischen dem 1. und 5. Januar geboren worden.  In diesem Jahr erreichte zwischen den Geburtstagsfeiern der Brief des Verwaltungsgerichts Stuttgart die kurdische Familie. Das Asylverfahren des Vaters Alwan ist nach drei über Jahren endlich anerkannt worden. Der deutsche Pass ist eine Frage von wenigen Wochen.

Auf dem mehrseitigen Begründungsschreiben ist eine Kurznachricht von Alwan Mohammads Anwalt getackert. Ein handschriftliches Wort steht da: "Gratuliere!".

Was es bedeute, fragt Alwan Mohammad? Etwas sehr gutes. Es komme den Glückwünschen zu einem Geburtstagsfest sehr nahe.