Wann haben wir uns zuletzt richtig empört? Gute Frage. Erst die Tage sagte ein Geschäftsmann, er würde niemals auf migmag inserieren, denn dann bekäme er keine Kunden mehr: "Die sind hier alle doch rechtsnational." Und wo ist Ihre Zivilcourage? Ein Lächeln. Wir erschraken.
In Frankreich ist derzeit ein 3 EUR- Heftchen mit dem Titel "Empört euch!" der Renner in den Buchläden und einigen Supermärkten. Die Auflage nähert sich der Million. Den Aufsatz hat Stéphane Hessel geschrieben, ein 93-jähriger Veteran der Résistance. Der temperamentvolle Greis wiederholt darin, was er in öffentlichen Auftritten lächelnd, mit entwaffnender Fröhlichkeit und, man muss es staunend feststellen, sprühendem Elan in einer Weise vertritt, dass ihn Jung und Alt anhimmeln: nämlich dass keine Macht und kein Gott dem Individuum die Verantwortung abnehmen, sich zu engagieren.
Hessel bezieht sich auf Sartre, den er 1939 in Paris kennengelernt hatte: Jeder ist, als Einzelner, verantwortlich. Und erst im Engagement schafft sich das Individuum selbst. Hessel fährt fort: »Die schlimmste aller Haltungen ist die Indifferenz, ist zu sagen: ›Ich kann für nichts, ich wurschtel mich durch.‹ Wenn ihr euch so verhaltet, verliert ihr eine der essenziellen Eigenschaften, die den Menschen ausmachen: die Fähigkeit, sich zu empören, und das Engagement, das daraus folgt.«
Schauen wir hin, empören wir uns!
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