Mittwoch, 27. Oktober 2010

Geschafft: Imbiss feiert 1. Geburtstag!

Zwei reife Männer im sportlichen Dress unterhalten sich an diesem kühlen Oktoberabend.
"Und was haben Sie damals gedacht, als sie zu Ihnen kamen?"
"Wieder so eine Idee..."

Ein gutes Jahr ist diese Idee von einem Imbisswagen nun alt. Sie ist gereift und alle, die gestern zum ersten Geburtstag kamen, sind heute froh, dass sie Eduard Marker gewähren ließen, als er vorschlug, mit seinem Kampfsportverein den Imbiss zu betreuen und sich nebenbei mit seinem multirussischen Team nachts um Jugendliche zu kümmern. Und dies am Wochenende und an einem Ort, der gerne als Brennpunkt rivalisierender Jugendlicher beschrieben worden ist. Mit unglaublicher Energie haben sie es vom Imbiss geschafft, sich Respekt und Vertrauen der Jugendlichen zu erwerben und heute als gelungenes Beispiel für Integration in der Kleinstadt zu gelten. 

Zur Feier gab es dann vor dem kribbelbunt geschmückten Imbisswagen kurze Reden, sportliche und musikalische Vorstellungen, einen großformatigen Scheck sowie einen Birnenkuchen mit einzelner Kerze. Happy Birthday, Imbiss!

Als ein glücklicher und erschöpfter Eduard Marker, dann die Gäste zum kostenfreien Verzehr einlädt, murmelt ein Zuschauer:
"Ich hätte nicht gedacht, dass sie es schaffen."

Sonntag, 24. Oktober 2010

Migrantinnen aus Russland zeigen Deutschland

Neulich traf ich eine kleine Gruppe Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion. Migrantinnen unter sich. Alle Frauen stehen in der Mitte ihres Lebens und sind dabei Deutsch zu lernen. Eine Russin unterrichtet Russinnen. Die Frauen trauen sich Fragen zur Grammatik zu stellen und Deutsche lernen, Deutschland neu anzusehen.

"Deutschland hat den Kommunismus"
"Bitte?"
"Ja, hier bekommt jeder Geld zum Leben."
Ein Lachen.
"Und sie sind ständig am Kaufen – und sind trotzdem nicht zufrieden."

"Und die Straßen hier..." Die junge Lehrerin gluckst. "Die Straßen sind so eng, da kommt man schwer um die Kurven."
Russen lieben ihre breiten Straßen, die sie Prospekte nennen.
Breite und Größe gibt es im größten Land der Erde im Überfluss.
"Ich verstehe jetzt", sagt die Lehrerin, "weshalb die Menschen immer in den Wald flüchten. Sie müssen sich erholen: In Deutschland ist alles so eng." Ihre Hände pressen die Seminarluft zu einer Wurst.
"Und alle sind ständig im Stress"
Die Runde nickt.
"Deshalb wollen viele Deutsche immer ihre Ruhe haben."

Es ist einfach eng hier.

Freitag, 22. Oktober 2010

Erste Reaktionen einiger Migranten zu migmag

Eine Woche ist nun migmag online. Eine verdammt lange Zeit schon, vor allen Dingen, wenn man die Reaktionen betrachtet. Die sind richtig gut. Es sei Zeit, dass wir Migranten endlich eine Plattform gegeben haben, die uns vorstellt, uns ein Gesicht gibt – unabhängig, welchem Glauben oder Herkunft die Menschen besitzen. 

Positiv bewertet wurde auch, dass wir sehr sauber arbeiten – eigentlich eine Selbsverständlichkeit im Journalismus. Wir veröffentlichen nur, wenn die Portraitierten ihr Geschichte über ihre Migration gelesen haben, ohne uns dabei anzubiedern. Wir wissen um das Vertrauen, das uns geschenkt wird. Die Fakten müssen stimmen, der Ton ist die Freiheit des Verfassers. Neulich sagte ein Mann aus Arabien, es ist schön zu lesen, was andere Menschen erlebt haben, welchen Weg sie gegangen sind. Er fühle sich als Migrant nicht mehr so allein beim Ankommen im neuen Land.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

migmag – das neue online-Magazin für Migranten ist endlich online!

Es ist geschafft: migmag, das unabhängige Online-Magazin steht im Internet. Endlich! Damit ist aus einer einfachen Idee ein tolles Projekt geworden. Weshalb? Weil es ein hoch aktuelles Thema aufgreift: Migration in Deutschland.

Mit unserem Online-Magazin möchten wir Barrieren zwischen Menschen aus verschiedenen Nationen abbauen und Migranten in Geschichten und Interviews ein Gesicht geben. Neben spannenden Lebensgeschichten stellen wir Integrationsprojekte vor und zeigen in welch unterschiedlichen Formen sich Zuwanderer im Großen und Kleinen engagieren – diese leben heute weitgehend im Umkreis der Kleinstadt Heidenheim in Baden-Württemberg. An diesem Ort haben die meisten von uns ihre Jugendzeit verbracht und hier möchten wir beginnen, da Veränderung immer im Kleinen beginnt. Wir hoffen mit unserem online-Magazin migmag Interesse für Fremdes zu wecken, Menschen füreinander zu öffnen und Brücken zwischen Kulturen, Organi-sationen und Migranten zu bauen.

Unseren Antrieb beschreibt dieser eine Satz: Wir wollen die Dinge erleichtern, nicht erschweren.
In diesem Sinn lasst uns staunen und offen sein für Neues.